Ernährung der übergewichtigen Katze

In unserer Wohlstandsgesellschaft ist Übergewicht (Adipositas) nicht nur für uns Menschen problematisch. Auch Katzen sind davon betroffen und haben teilweise zu viel Gewicht auf den Rippen. Diese Katzen sind deutlich weniger aktiv als ihre Artgenossen mit optimalem Gewicht und sie haben ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen. Ähnlich wie bei Hunden betrifft ernährungsbedingtes Übergewicht etwa ein Drittel aller Katzen. Ihnen als Katzenbesitzer kommt eine ganz besondere Verantwortung in Bezug auf die Fütterung und die körperliche Aktivität Ihrer Katze zu.

Wie entsteht Übergewicht bei der Katze?

Kurz gesagt – indem die Katze mehr Energie über die Nahrung aufnimmt als sie verbraucht.

Die Katze benötigt zur Aufrechterhaltung all ihrer Körperfunktionen eine bestimmte Energiemenge. Steht dem Körper mehr Energie als nötig zur Verfügung, lagert er diese überschüssige Energie in Form von Fettdepots an. Wenn das Nahrungsangebot permanent zu hoch ist, werden die Fettreserven nicht aktiviert und abgebaut, sondern bleiben dauerhaft erhalten.

Von fütterungsbedingter Adipositas ist die Krankheitsbedingte oder Medikamenteninduzierte Adipositas abzugrenzen. Diese kann beispielsweise bei langfristiger Gabe von Kontrazeptiva entstehen.

Kastrierte Katzen und Kater sind stärker gefährdet, Übergewicht zu entwickeln als unkastrierte Tiere. Hier sollten Sie besonders auf die tägliche Futtermenge achten.


Welche Ursachen gibt es seitens der Fütterung für ein zu hohes Gewicht von Katzen?

  • zu große Futtermenge pro Tag
  • zu kalorienreiches Futter
  • zu viele Leckerli zur Belohnung oder im Spiel (Leckerli sollten immer auf die Tagesration angerechnet werden)

Darüber hinaus sind Situationen mit vermindertem Energieverbrauch bei der Rationsgestaltung zu berücksichtigen. Dazu gehören ältere Katzen, kastrierte Katzen oder Katzen mit geringer körperlicher Aktivität, z.B. reine Wohnungskatzen.

Dem Darm kommt bei der Fütterung die Hauptrolle zu. Wenn der Darm durch ungeeignetes Futter zu wenig trainiert wird oder gar erkrankt, sinkt die Verwertung der Nährstoffe. Der Körper versucht dann, aus dem verminderten Angebot Reserven in Form von Fettdepots anzulegen. Ein gesunder Darm mit kräftiger Darmwandmuskulatur sorgt jedoch für eine optimale Nutzung des Futters. Wenn Sie dieses nach dem tatsächlichen Bedarf Ihrer Katze auswählen, legen Sie die Grundlage für eine gesunde, schlanke und aktive Katze.


Welche Erkrankungen können im Zusammenhang mit Übergewicht entstehen?

Die Folgen sind vergleichbar mit denen bei Hunden:

  • Verkürzung der Lebenserwartung um etwa 20 Prozent
  • Hauterkrankungen (z.B. feline Akne, Haarausfall, vermehrte Schuppenbildung)
  • Erkrankungen von Herz und Gefäßen (steigende Herzfrequenz)
  • Probleme des Skelett- und Muskelsystems (Gelenkschäden, Muskelverspannungen)
  • Störung des Kohlenhydratstoffwechsels mit Entwicklung von Diabetes mellitus Typ II
  • Hepatische Lipidose (starke Ansammlung von Triglyceriden in den Leberzellen)
  • eingeschränkte Funktion des Immunsystems
  • erhöhtes Krebsrisiko (z.B. Gesäugetumor bei der Kätzin)
  • Erkrankungen des Harnsystems (Harnwegsinfektionen, Harnsteinbildung)
  • steigendes Narkoserisiko bei Operationen (Medikamente müssen höher dosiert werden, somit steigt die Belastung der Leber bei der Ausscheidung dieser Arzneimittel)
  • Verfettung der inneren Organe mit Funktionseinschränkungen

Wie wird Übergewicht diagnostiziert?

Das Körpergewicht ist eines von mehreren Kriterien, um Übergewicht zu diagnostizieren. Bei Rassekatzen bieten Rassestandards einen Anhaltspunkt für das richtige Gewicht Ihrer Katze. Die individuelle Körpergröße einer Katze lässt allerdings eine gewisse Variabilität des Gewichts innerhalb einer Rasse zu.

Mit dem sogenannten Body Condition Score gibt es ein Beurteilungsschema, mit dem man das Ausmaß des Übergewichtes objektiv bewerten kann. Die Katze wird von der Seite und von oben betrachtet, wobei unter anderem der Bauchumfang, die Taille und der Verlauf der Bauchlinie beurteilt werden. Zusätzlich wird mit flach aufgelegter Hand über den Rippen, auf der Wirbelsäule und an den Beckenknochen ertastet, wie stark die Unterhautfettschicht ist. Anhand eines mehrstufigen Index wird die Katze als untergewichtig, normalgewichtig oder übergewichtig eingeschätzt.

Ein weiteres objektives Beurteilungskriterium ist der Feline Body Mass Index. Dabei wird der Umfang des Brustkorbes ins Verhältnis zur Länge des Unterschenkels gesetzt.


Wie sollte eine übergewichtige Katze gefüttert werden?

Wenn das Übergewicht auf übermäßige Energiezufuhr zurück zu führen ist, gilt als erstes, diese zu reduzieren.
Man könnte nun die Futtermenge einfach halbieren. Das führt aber oft dazu, dass die Katzen nicht satt werden und recht dominant um Futter betteln.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass bei Verringerung der Futtermenge alle Nährstoffe, also auch Vitamine und Mineralstoffe, mengenmäßig reduziert werden, was über kurz oder lang unerwünschte Mangelerscheinungen hervorruft.

Gerade bei Katzen ist auch folgendes zu berücksichtigen:
Wird die Futtermenge einfach halbiert oder sogar noch stärker reduziert, ist eine schnelle und dramatische Entgleisung des Fettstoffwechsels möglich. Durch den Energiemangel mobilisieren Katzen alle Fettreserven. Die Leber ist aber mit der Verarbeitung dieser Fettmengen überfordert, so dass es zur Ablagerung von Fetten in der Leber kommt. Eine feline hepatische Lipidose kann sich entwickeln.

Besser wäre es, ein Futtermittel mit hochwertigen Inhaltsstoffen zu füttern. Dadurch wird der Stoffwechsel angekurbelt, die Katzen werden aktiver und haben wieder Freude an Spiel und Bewegung. Fettpölsterchen haben somit kaum eine Chance, sich neu zu bilden und festzusetzen. Bereits vorhandene Pölsterchen werden durch einen dynamischen Stoffwechsel besser mobilisiert und in Bewegungsenergie umgesetzt.

Die Zugabe von Faserstoffen (Futterzellulose oder Weizenkleie) kann ein temporäres Hilfsmittel (über einige Wochen) sein, um ein schnelleres Sättigungsgefühl zu erreichen, was die Katzen zufrieden macht – und damit auch Sie als Besitzer.


Was können Sie vorbeugend tun?

Füttern Sie maximal die empfohlene Menge und passen Sie diese individuell an Ihre Katze an. Eher weniger als mehr füttern. Zur Kontrolle können Sie die Tagesportion abwiegen. Mehr sollte konsequenterweise nicht gefüttert werden.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, füttern Sie Ihre Katze mehrmals täglich mit kleinen Portionen. Katzen haben im Vergleich zum Hund keinen stark dehnbaren Magen, sondern fressen natürlicherweise häufiger am Tag.

Wählen Sie für Ihre Katze ein Futter, welches die Darmwände trainiert (z.B. 5-E-kaltgepresstes Katzenfutter). Ihre Katze hat davon den bestmöglichen Nutzen – die Nährstoffausbeute ist effektiv und gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt.
Unterstützen Sie die Darmgesundheit Ihrer Katze mit regelmäßigen Darmaktivierungskuren (mindestens zweimal jährlich).

Geben Sie Ihrer Katze Leckerli nur in Maßen und reduzieren Sie das Hauptfutter um deren Anteil.
Ein kleiner Trick hilft Ihnen, den Überblick über die Menge an Leckerli zu behalten: Immer wenn Sie Ihrer Katze ein Leckerli geben, legen Sie die gleiche Menge in eine Schüssel. Am Abend sehen Sie dann genau, wie viele Leckerli Sie tatsächlich gefüttert haben.

Gerade Wohnungskatzen haben aus eigenem Antrieb oft wenige Anreize zu körperlicher Aktivität. Da sich Katzen aber bis ins Alter zum Spielen animieren lassen, können Sie vielfältige Spielzeuge nutzen, um Ihre Katze zu mehr Bewegung anzuregen. Dabei muss es gar kein exklusives Spielzeug sein – viele Katzen beschäftigen sich zum Beispiel ausdauernd mit zusammen geknülltem Papier.
Überfordern Sie Ihre Katze aber gerade anfangs nicht, sondern erhöhen Sie das Bewegungspensum langsam. Wenn Sie Ihre übergewichtige Katze zu stark belasten, können sich Gelenkprobleme verstärken und massive Herz-Kreislauf-Probleme auftreten.

Regelmäßiges Wiegen hilft bei der Vermeidung von Übergewicht und bei der Erfolgskontrolle, wenn Ihre Katze abnehmen soll. Notieren Sie aller zwei bis vier Wochen das Gewicht Ihrer Katze. So haben Sie das Gewicht immer im Blick…

Übergewichtige Katzen sollten pro Woche maximal 1-2 Prozent abnehmen. Je nach Ausprägung des Übergewichts kann es einige Monate dauern, bis das Zielgewicht erreicht ist. Bleiben Sie im Sinne Ihrer Katze geduldig.

Beziehen Sie unbedingt alle Familienmitglieder und andere Personen, die mit Ihrer Katze zu tun haben, mit ein. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, hat das Programm zum abnehmen wirklich Aussicht auf Erfolg.


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Über Tierarzt Thomas Backhaus

Tierarzt Thomas Backhaus ist Spezialist für ganzheitliche Tiermedizin mit Schwerpunkt auf Mitochondrialer Medizin. 1996 gründete er die Tierärztliche Praxis zur Römischen Villa in Longuich. Heute leit ... Weiterlesen

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